„Ich habe keine Zeit.“
Mittwoch. 30 Minuten im Bad. Duschen, Zähne putzen, cremen, pflegen, schminken, frisieren. 15 Minuten am Frühstückstisch. Kaffee, Haferflocken, Bananen, Sojajoghurt. 30 Minuten auf dem Fahrrad. Acht Stunden am Schreibtisch. Eine Stunde im Fitnessstudio. Manchmal noch 15 Minuten Sauna. 30 Minuten Essen. Zwei Folgen Gilmore Girls. 45 Minuten telefonieren. Alle zehn Minuten eine Minute am Handy. Lust auf einen gemeinsamen Kochabend?
„Ich habe keine Zeit.“
Samstag. Eine Stunde auf dem Wochenmarkt. Drei Minuten, mich für die richtigen Äpfel zu entscheiden. Zehn Minuten in der Zara-Umkleide um die perfekte Jeans zu finden. Zwei Stunden im Restaurant. Und wieder vier Stunden am Schreibtisch. Zeit fürs Fitnessstudio?
„Ich habe keine Zeit.“
Sonntag. Ausgeschlafen. 45 Minuten am Frühstückstisch. 30 weitere für die Sonntagszeitung. Eine Stunde Yoga. Zwei Stunden für Verwandtenbesuch. Eineinhalb Stunden vorher, um die Wohnung sauberzumachen. Dreißig Minuten planlos im Internet surfen. Zeit, ein großes Essen zu kochen?
„Ich habe keine Zeit.“
Die verrückte Tatsache ist: Wir alle haben genau gleich viel Zeit. Jeder hat 24 Stunden am Tag, nicht mehr oder weniger. Fakt ist: Wir setzen nur unsere Prioritäten anders. Wenn ich jeden Tag zum Sport gehe, habe ich weniger Zeit für Freunde. Wenn ich mehr Zeit am Schreibtisch verbringe, schaffe ich es eventuell nicht mehr, für mich zu kochen. Wenn ich länger im Bett liege oder ewig herumtrödele, habe ich weniger Zeit für den Rest des Tages. Meine Klassenlehrerin meinte damals zu mir: früher ins Bett gehen oder schneller schlafen.
Die Ausrede „ich habe keine Zeit“ funktioniert nicht. Wenn du etwas wirklich möchtest oder langfristig verändern möchtest, schaffst du es immer. Du musst nur deine Prioritäten umplanen. Wenn du jetzt merkst, dass du deinen Neujahrsvorsatz, öfter die Oma zu besuchen oder mehr Zeit für die Ziegen aus dem Streichelzoo aufzuwenden, nicht einhalten kannst, dann überdenke deine Gewohnheiten und Zeitfresser. Und wirst sehen: Es funktioniert ja doch!
Ein weiterführendes Gedankenfragment zu dem Thema:
Ich denke wir verwenden „keine Zeit“ manchmal auch als Schutzschild, um nicht (öffentlich) sagen zu müssen „keine lust“ oder „ich will das nicht“. Oder auch weil wir uns Pläne und Ziele setzten, die zwar toll klingen, aber eigentlich gar nicht unsere sind.
und schneller schlafen klingt zwar toll, funktioniert nur leider(?) nicht. und früher ins Bett bringt auch nicht mehr Zeit, nur anders verteilte Zeit. Das kann helfen, muss es aber nicht.
Hallo Julia,
da hast du vollkommen Recht. Leider ist „keine Zeit“ oft auch nur eine schlechte Ausrede. Genau so wie wir uns heutzutage auch gerne vor Verbindlichkeiten drücken, ist das wohl eine Nebenwirkung unserer Generation…
Die Idee, schneller zu schlafen, war auch ein schlechter Witz meiner Lehrerin. Ich kam einfach ständig zu spät zur Schule, weil ich lieber ein bisschen länger am Frühstückstisch gesessen habe :D Das wäre dann auch eher so eine düstere Black Mirror-Folge, wenn es irgendwann wirklich gelingen würde, schneller zu schlafen…
Liebe Grüße,
Laura