Was wir von Entwicklungsländern lernen können. #1: Reis statt Fleisch

Liebe Leute,

heute darf ich euch eine neue Serie auf meinem Blog vorstellen.
Wie ihr vielleicht wisst, habe ich in der elften Klasse ein Jahr und nach dem Abi einen Monat in Indien gelebt. Indien ist für mich ein Land des Zaubers, der Magie. Ich weiß nicht, was mich dahin verschlagen hat, aber ich bin süchtig nach diesem Land, ich liebe es über alles und freue mich immer sehr, wenn ich eine Dokumentation darüber höre, indisches Essen esse oder Inder kennenlerne. Momentan habe ich auch vor, Hindi zu lernen, aber mit meinem aktuellen Zeitplan wird es leider sehr schwierig diesen Wunsch erfüllen zu können. Außerdem bin ich blöderweise ein bisschen lernfaul, wenn es darum geht, außerhalb der Uni noch etwas zusätzliches zu lernen. 

In vielen, vor allem westlichen, Köpfen sind Indien und andere Entwicklungsländer verschrien als Länder, in denen alles schief läuft. Korrupte Regierungen, korrupte Polizeien und bittere Armut ist das, was viele Leute damit verbinden und rümpfen die Nase.

Aber hey, warum gehören denn zum Beispiel Lateinamerikaner zu den glücklichsten Menschen der Welt, wo doch in Ländern wie Kolumbien doch ständig mit Drogen gedealt und von Bandenkriegen gesprochen wird?



Viele Menschen vergessen dabei andere Faktoren. Freundschaften, zwischenmenschliche Beziehungen, Musik und andere Bedingungen. Länder werden meiner Meinung nach oft leider zu oberflächlich betrachtet.

Wir können von Entwicklungsländern eine Menge lernen. Ich betrachte mal alles hauptsächlich am Beispiel Indien, denn da bin ich mir sicher, dass meine Beobachtungen nicht verfälscht sind. (Achtung: alles natürlich sehr subjektiv und nach eigener Erfahrung geschrieben!)

Der erste Teil lautet: 

Reis statt Fleisch! Oder: Die Macht der Gewohnheit.

Sehen wir es doch so. Die Deutschen essen normalerweise Fleisch und müssen Fleisch essen. Zumindest eine Hauptmahlzeit des Tages sollte aus Fleisch bestehen und deswegen satt machen. Alles andere sind Beilagen, Snacks, Zwischenmahlzeiten. Denn, so sind viele überzeugt: nur Fleisch macht satt, glücklich und befriedigt!

Wenn man sich dagegen andere Länder anschaut, ist das nicht überall so. Eine Freundin von mir hat das schon richtig beobachtet. Sie erzählt über Uganda (in Afrika), dass dort regelmäßig der Maisbrei namens „Pocho“ gegessen wird. Der wird dicklich eingekocht und mit Bohnen gegessen. Das ist die einzig richtige Hauptmahlzeit der Ugandesen, alles andere mache sie nicht satt. Jemand berichtete ihr zum Beispiel am Nachmittag, dass er Kopfschmerzen habe, weil er den ganzen Tag noch nichts gegessen habe. Sie fragte nach: „Wie hast du denn dann den Tag bis jetzt überstanden? Hattest du noch nicht einmal einen Tee?“, und er zählt ihr Sachen auf wie einige Bananen, frittierte Snacks, Tee und einiges andere Zeugs, aber nichts Richtiges. Für ihn zählt der Maisbrei. Der macht ihn satt, und ohne den übersteht er den Tag nicht. Denkt er.

In Indien oder Nepal ist es dagegen der Reis. Man isst mittags und abends Reis, alle Gerichte, die nicht aus Reis bestehen, sind, laut Meinung der Inder, „Frühstück“ oder „Snack“.  Demzufolge kann der Durchschnittsinder eigentlich nur mit einem Gericht satt werden, bei dem eine geraume Menge Reis enthalten ist. In seinem Kopf hat sich das alles schon so eingependelt, dass er jeden Tag zwei Reismahlzeiten braucht, weil er sonst nicht satt wird und nichts richtiges gegessen hat.

Die Köchin tischt Dal, den Linsenbrei, der traditionell zum Reis dazugereicht wird, auf.


Und in Deutschland ist es leider das Fleisch. Viele Deutsche sagen sich, wenn sie eine Mahlzeit ohne Fleisch zu sich nehmen, ist dies doch gar kein richtiges Essen. Höchstens Vorspeise, Beilage oder Nachtisch. Sie brauchen ihr Fleisch dazu, sonst werden sie nicht satt oder überstehen den Tag nicht oder vermissen „Nährstoffe“ (fragt mich nicht, welche…)

Warum nicht einfach die Macht der Gewohnheit durchbrechen?
Und wenn es nicht ganz ohne etwas geht, was euch den Tag überstehen lässt: Warum gerade Fleisch? Versucht es doch einfach mal mit Reis als absolutes Highlight-Sättigungsgericht. Oder Maisbrei mit Bohnen. Macht außerdem glücklich und ist garantiert gesünder.

sogar kleine Kinder verschlingen haufenweise Reis. In Jemo, Westbengalen.


9 Gedanken zu „Was wir von Entwicklungsländern lernen können. #1: Reis statt Fleisch

  • 6. Januar 2013 um 21:51
    Permalink

    Dein Post zeigt sehr schön, dass Essen eben viel mit Gewohnheit, Tradition und Erziehung zu tun hat. Die machen halt das nach, was ihre Eltern ihnen vorgelebt haben. Und genauso ist es auch bei uns. Ich befürchte nur, bevor „wir“ hier mal über den Tellerrand hinausschauen und andere Essgewohnheiten übernehmen, werden die dort unsere kopieren :( Dafür wird schon die Fleisch- und Milchindustrie sorgen, Erschließung neuer Absatzmärkte und so …

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    • 7. Januar 2013 um 17:11
      Permalink

      Du sagst es… ich finde es echt schade, dass so tolle Traditionen vergessen werden, nur weil wir in der westlichen Welt vermeintlich „besser“ leben – dabei ist das doch die Wurzel allen Übels :( Wenn Deutsche, Amerikaner & andere westliche Nationen nicht so ein übertriebenes fleischlastiges Konsum- und Essverhalten hätten, gebe es wesentlich weniger Hunger in der Welt.

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  • 7. Januar 2013 um 09:36
    Permalink

    Hallo Laura, oh, das ist mal eine spannende neue Serie! Finde ich toll, dass Du Dich an diese Themen ranmachst.Ich selbst bin Mitglied im Healthy Living Blog Netzwerk (http://www.healthylivingblogs.de/) Deutschland und wir hätten Dich auch gerne dabei und würden Deinen Blog gerne vorstellen. Hast Du Interesse. Dann mail mir doch einfach auf happyich.blog@gmail.comAlles Liebesue

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    • 7. Januar 2013 um 17:12
      Permalink

      Hallo Sue,danke für das Kompliment :-) Ich freue mich auch schon auf die nächsten Beiträge, habe schon viele Ideen zu dem Thema!Vielen Dank für die Einladung, ich schreib dir gleich mal eine Mail! Liebe Grüße,Laura

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  • 11. Januar 2013 um 14:28
    Permalink

    tolle reihe. wie homeveganer sagt, ich finde es so schlimm, dass gerade so eine destruktive lebens und ernährungshaltung wie die westliche immer mehr fuß fast in der welt :(

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    • 15. Januar 2013 um 23:09
      Permalink

      … wenn man sich die Krankenhäuser anschaut, sieht man doch eigentlich sofort, wie destruktiv unsere Lebensweise ist! Super ungesund und sicher nicht nachahmenswert :(

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  • 15. Januar 2013 um 21:31
    Permalink

    Eine wirklich tolle Idee!Ich kann mich auch den Kommentatoren nur anschließen, wieso orientieren sich die ‚Schwellenländer‘ bloß an westlichen Standards? Schaut man sich zum Beispiel Südkorea an, sieht man, dass diese aufsteigende Nation ihren Traditionen immer treu bleibt, das liegt wahrscheinlich an ihrem Stolz. Aber das geht hier zu weit ;)Was ich eigentlich sagen wollte: Reis > alles andere!

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    • 15. Januar 2013 um 23:10
      Permalink

      Das habe ich auch schon bemerkt – schade, dass es bei weitem nicht immer der Fall ist! Stell dir vor, unsere Welt wäre eine einzige „Entwicklungswelt“ :D Ich wette, niemand würde sich „arm“ oder „assi“ fühlen.

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